Das Sparkassen-Tourismusbarometer beobachtet seit vielen Jahren die Besucherentwicklung tourismusrelevanter Freizeit- und Kultureinrichtungen und Angebote (sog. „Wetterstationen“). 293 Wetterstationen liefern hierzu in Ostdeutschland ihre Besucherzahlen zu (in Thüringen: 52). Insgesamt werden 16 unterschiedliche Einrichtungstypen ausgewertet (Ausflugsschiffe/ Fähren, Bergbahnen, Besucherführungen, Burgen/Schlösser, Denkmäler/historische Bauwerke, Erlebnisbäder/Thermen, Freilichtmuseen/Besucherbergwerke, Freizeit-/Erlebniseinrichtungen, Kirchen, Landschaftsattraktionen, Museen/Ausstellungen, Naturinfozentren, Private Eisenbahnen, Stadtführungen, Theater, Zoos/Tierparks). Aus Datenschutzgründen werden für Thüringen nur sechs Typen separat ausgewiesen.
Deutlicher Besucherrückgang in Thüringen
Nach einem starken Vorjahr (u. a. in Folge von Angebotserweiterungen/Investitionen und Jubiläen) kühlte die Nachfrage bzgl. der thüringischen Freizeitwirtschaft 2015 wieder merklich ab (-3,7 %). Einrichtungen mit Besucherverlusten waren insgesamt in der Überzahl (69,2%). Zwar gingen die Zuwächse des Vorjahres nicht zur Gänze verloren, langfristig betrachtet lagen die Besucherzahlen aber dennoch unter dem Durchschnitt der letzten sechs Jahre. Keine Angebotskategorie konnte sich dem allgemeinen Negativtrend 2015 entziehen. Diese Entwicklungstendenzen zeigten sich auch in Ostdeutschland, wobei jedoch die Verluste in Thüringen größtenteils etwas empfindlicher ausfielen. Vor allem die Stadtführungen erhielten einen stärkeren Dämpfer (-5,4 %). Dies ist auch ein Zeichen des wachsenden Wettbewerbsdruck, der gerade in größeren Städten zugenommen hat. Neben der klassischen Tourist-Information als Anbieterin von Stadtführungen strömen zunehmend private Anbieter auf den Markt und gewinnen stetig Marktanteile.
Der Jahresverlauf wies deutliche Schwankungen auf. Neben einem schwierigen Jahresauftakt verliefen die besucherstarken Sommermonate ebenfalls nur durchwachsen – vermutlich auch aufgrund der teils extremen Hitze etwa im August (-14,0 %). Auch im Oktober (-16,6 %) waren herbe Verluste zu verkraften. Eine Schlüsselrolle spielten die Zuwächse im Mai (+14,1 %). Die stärkere Konzentration von Feiertagen auf den Mai 2015 war hierbei entscheidend, denn 2014 fielen die Pfingstfeiertage in den Juni.
Langfristtrend 2010-2015: Rückläufig
Seit 2010 zeigte sich die Besucherentwicklung in Thüringen tendenziell rückläufig. 2015 fielen Besucherzahlen (Indexpunkte 2015: 97,5) unter die 100er-Marke. Einige ostdeutsche Länder entwickelten sich deutlich besser. Die dynamische Entwicklung in Sachsen-Anhalt (Indexpunkte 2015: 112,9) stand überwiegend mit herausragenden Sonderausstellungen in Zusammenhang. Trotz der Verluste 2015 gehört auch Sachsen (Indexpunkte 2015: 105,1) immer noch zu den stärkeren ostdeutschen Ländern, was unter anderem den Sehenswürdigkeiten (Burgen/Schlösser, Denkmäler / historische Bauwerke), aber auch den Zoos/Tierparks zu verdanken war.
Sonderanalyse: Burgen/Schlösser und Museen/Ausstellungen in Thüringen
Burgen/Schlösser zählen zu den erfolgreicheren Kategorien in Ostdeutschland – nicht zuletzt dank herausragender Sonderausstellungen in den letzten Jahren. Diese hatten entscheidenden Einfluss auf dem Gesamttrend (Indexpunkte 2015: 104,3). Der positive Trend bestätigt sich auch bei den Häusern in Thüringen (Indexpunkte 2015: 101,1), die sich dank Investitionen/ Angebotserweiterungen einzelner Anbieter besser als der thüringische Gesamtmarkt behaupteten. Genereller Trend in der Freizeitwirtschaft: Ein hoher Bekanntheitsgrad und ein gutes Basisangebot allein reichten in der Vergangenheit immer seltener aus, um die Besucherzahlen zu halten oder gar zu steigern. Das haben die Burgen/Schlösser zunehmend erkannt, die mit Sonderaktionen und Investitionen für positive Besucherschübe sorgten.
Museen/Ausstellungen befanden sich in den letzten Jahren auf nahezu kontinuierlicher Talfahrt. Dies galt sowohl für Thüringen als auch für Ostdeutschland. Vom Niveau früherer Jahre ist diese Kategorie weit entfernt. Ohne größere Neuerungen, Veranstaltungen, Kooperationen, besondere Angebote und/oder Marketingmaßnahmen wird eine Verbesserung der Marktposition zusehends zu einer Herausforderung.