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Kernergebnisse Reiseanalyse 2021

Quelle: shutterstock_1124867465

Themen- und Zielgruppenausrichtung aus der Tourismusstrategie Thüringen schlägt an. Diesen Weg gilt es fortzusetzen.

Methodik

Die Reiseanalyse (kurz RA) ist eine bevölkerungsrepräsentative Untersuchung zum Reiseverhalten in Deutschland mit über 10.000 Interviews jährlich. Die Erhebung erfolgte in persönlichen Interviews sowie in ergänzenden Onlinebefragungen vorrangig in der zweiten Jahreshälfte 2020 sowie im Januar 2021. Es liegen die Ergebnisse für das Jahr 2020 sowie die Durchschnittswerte für die Jahre 2018-2020 vor. Für ausgewählte Ergebnisse ist ein Vergleich der Reiseanalyse der Jahre 2019 und 2021 möglich.

Volumen an Urlaubsreisen nach Thüringen 2020 gestiegen

In den letzten drei Jahren haben rund 2,81 Millionen Deutsche Thüringen im Rahmen einer (Kurz-)Urlaubsreise besucht. 2018 bis 2020 wurden durchschnittlich jährlich rund 0,58 Millionen Urlaubsreisen (ab fünf Tagen Dauer) nach Thüringen unternommen. Allein 2020 waren es rund 0,71 Millionen Urlaubsreisen, was die hohe Bedeutung von Inlandsreisen während der Corona-Pandemie bestätigt. Durchschnittlich rund ein Viertel davon führen jährlich in den Thüringer Wald. Rund sieben von zehn Urlaubsreisen nach Thüringen waren Haupturlaubsreisen, 30 Prozent zusätzliche Reisen. Der Anteil der Haupturlaubsreisen in Thüringen ist damit vergleichsweise niedrig, aber auch typisch, wenn man auf Wettbewerber wie Sachsen blickt, wo der Wert noch niedriger liegt (D insgesamt: 76 Prozent). Hinzu kommen 1,34 Millionen Kurzurlaubsreisen (2020). Rund die Hälfte davon führten in eine Stadt in Thüringen. Besonders beliebt für Kurzurlaubsreisen sind die Aushängeschilder Erfurt, wo jede dritte Kurzurlaubsreise hinführte sowie Weimar (14 Prozent). Ein gewisse Aufmerksamkeitsspanne ist hierbei auf die Recovery-Kampagne „Tür an Tür“ zurückzuführen.

 

Durch mehr Qualität zu mehr Wertschöpfung

Die durchschnittlichen Reiseausgaben pro Person bei Urlaubsreisen nach Thüringen betragen 495 Euro. Damit liegt Thüringen deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 614 Euro. Pro Person und Tag werden bei einer Urlaubsreise nach Thüringen rund 58 Euro ausgegeben (Deutschland: 65 Euro). Hier zeigt sich, dass Reisende bei entsprechender Qualität des Angebots auch bereit sind, höhere Ausgaben zu tätigen. Thüringen sollte mit zusätzlichen Angeboten für die zahlungskräftige Klientel in den nächsten Jahren versuchen, die durchschnittlichen Reiseausgaben zu steigern, ohne die Basisangebote zu vergessen. Mit Blick auf die Gästestruktur erscheint dieser Spagat notwendig. Gleichzeitig sollte eine Qualitätsoffensive lanciert werden, um die Preise am Markt und im Wettbewerbsvergleich auch durchsetzen zu können.

Die TTG lädt daher am 05.07.2021 zur digitalen Veranstaltung „Wissen21.digital“ ein. Geplant sind verschiedene Webinare und Workshops rund um das Thema „Wertschöpfung und Tourismus“. Nähere Informationen: Wissen.21digital | Tourismusnetzwerk Thüringen

 

Reisearten in Thüringen – strategische Schwerpunkte werden bestätigt

Die Reisearten bei Urlaubsreisen und Kurzurlauben in Thüringen zeigen ganz klare Schwerpunkte und bestätigen die Fokussierung Thüringens auf die Leitprodukte Natur und Kultur:

  • Urlaubsreisen haben neben dem Besuch von Verwandten/Freunden/Bekannten ganz klar Erholungscharakter, Natur- und Aktivbezug oder sind ein Familienurlaub.
  • Kurzurlaubsreisen sind an erster Stelle Städtereisen, aber auch Besuche von Verwandten/Freunden/Bekannten, Erholungsreisen, Natururlaube oder Erlebnisreisen.

Mit seinem Angebot sowohl an Natur- und Aktivangeboten als auch attraktiven Städten bietet Thüringen Reisenden insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Reisetrends – Natur- und Aktivurlaub im eigenen Land sowie nach dem Wiederanlaufen des Tourismus ein Bedürfnis nach urbanem Flair – gute Potenziale. Dabei geht es nicht mehr nur um ein Nebeneinander dieser Bausteine, sondern um die geschickte Kombination von Erlebnis- und Erholungsangeboten von der Beherbergung über Kultur- und Freizeiteinrichtungen bis zur Gastronomie und zum Einzelhandel.

 

Woher kommen die Gäste Thüringens?

Rund zwei Drittel aller Urlaubsreisen nach Thüringen werden von Gästen aus nur fünf Bundesländern unternommen. Das eigene Bundesland liegt dabei mit rund einem Fünftel aller Reisen klar vorn, gefolgt von Baden-Württemberg, Sachsen, Berlin und Niedersachsen. Bei den Kurzurlaubsreisen zeigt sich ein etwas anderes Bild. Auch hier werden rund zwei von drei Reisen von nur fünf Quellmärkten bedient. Vorn liegt Bayern, gefolgt von Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Hessen.

 

Zielgruppenfokussierung über Sinus-Milieus konsequent fortsetzen

In der aktuellen Tourismusstrategie für Thüringen wurden vier Sinus-Milieus als Zielgruppen definiert: die Konservativ-Etablierten, die Liberal-Intellektuellen, die Sozialökologischen und die Adaptiv-Pragmatischen. Die Adaptiv-Pragmatischen (13,3 Prozent aller Urlaubsreisen) sind von den vier Sinus-Milieus am stärksten in Thüringen vertreten und auch stärker als im Bundesdurchschnitt (11,1 Prozent). Die Konservativ-Etablierten (11,7 Prozent aller Urlaubsreisen) sind von den vier Milieus am zweitstärksten vertreten und liegen damit im Bundesdurchschnitt. Die Anteile der Reisen aus dem Liberal-Intellektuellen Milieu (6,5 Prozent) und dem Sozialökologischen Milieu (9,2 Prozent) waren bisher mit durchschnittlich 6,5 Prozent pro Jahr relativ niedrig. Nach wie vor am stärksten vertreten sind mit der Bürgerlichen Mitte (14,3 Prozent) und den Prekären (13,7 Prozent). Diese Bestandszielgruppen orientieren sich an den Adaptiv-Pragmatischen, so dass Marketingaktivitäten auch auf diese Bestandszielgruppen wirken. Das Interesse der einzelnen Milieus am Reiseziel Thüringen zeigt die folgende Abbildung.

 

Urlaubsinteresse an Thüringen gestiegen

11,4 Millionen Deutsche (ab 14 Jahren) haben in den nächsten drei Jahren Interesse an einem Thüringen-Urlaub. Das sind 16 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren. Damit liegt Thüringen auf Platz 8 im Bundesländerranking. Höhere Werte erreichen die drei Küstenbundesländer, die Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie die süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Das Interesse an direkten Konkurrenten Thüringens wie Sachsen, Hessen oder Rheinland-Pfalz ist z.T. deutlich geringer. Die Hälfte der Thüringen-Interessenten kommt aus Nordrhein-Westfalen (17,5 Prozent), Hessen (12,1 Prozent), Sachsen (10,2 Prozent) und Niedersachsen (10,1 Prozent). Ein Blick auf die Sinus-Milieus der Thüringen-Interessenten zeigt, dass die Adaptiv-Pragmatischen (13 Prozent), also eine der vier Hauptzielgruppen Thüringens, am stärksten vertreten ist. Die anderen drei Hauptzielgruppen erreichen Anteile zwischen 7 und 9 Prozent.

 

Gestiegene Weiterempfehlungsbereitschaft – Thüringer Leitprodukte im Aufwind

12,4 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren haben 2020 Informationen/Berichte über Thüringen als Reiseziel gelesen, gehört oder gesehen. Dieser Anteil ist im Vergleich mit dem Jahr 2018 nahezu identisch geblieben. Gestiegen ist hingegen die Weiterempfehlungsbereitschaft von Thüringen als Reiseziel, denn 2020 würden ein Fünftel der Deutschen Thüringen als Reiseziel weiterempfehlen (2018: 16,3 Prozent). Besonders positiv hat sich das Besuchsinteresse an den vier Leitprodukten der Tourismusstrategie Thüringen 2025 entwickelt: Weimar, der Wartburg, dem Rennsteig und Erfurt. Erfreulich: Die Besuchsbereitschaft hat in allen Altersklassen und Einkommensschichten zugenommen.

Weitere deutschlandweite Ergebnisse zur Reiseanalyse sowie zum Tourismusjahr 2020 finden sie unter: DTV Zahlen Daten Fakten 2020

 

Ableitungen

  • Das Reiseland Thüringen sollte den klaren Fokus auf Kurzurlaubsreisen im Vergleich zu Haupturlaubsreisen weiter ausbauen.
  • Die Unterdurchschnittliche Reiseausgaben im Wettbewerbsvergleich gilt es mit zusätzlichen Angeboten für die zahlungskräftige Klientel entsprechend der strategischen Zielgruppenausrichtung in den nächsten Jahren zu steigern, ohne die Basisangebote zu vergessen. Mit Blick auf die Gästestruktur erscheint dieser Spagat notwendig.
  • Thüringen braucht eine Qualitätsoffensive, um die Preise am Markt und im Wettbewerbsvergleich auch durchsetzen zu können.
  • Bei der Herkunft der Gäste besteht insbesondere im süddeutschen Raum Potenzial. Hier eine strategische innerdeutsche Quellmarktbearbeitung gefragt. auch die Bevölkerung Thüringens sollte mit speziellen Kampagnen eingeschlossen werden.
  • Das Urlaubsinteresse an Thüringen ist deutlich gestiegen. Das Niveau liegt über dem der Wettbewerber Sachsen, Hessen oder Rheinland-Pfalz. Die Angebote kommen besonders im Adaptiv-Pragmatischen Milieu an.
  • Die aus der Thüringer Tourismusstrategie abgeleiteten Leitprodukte befinden sich im Aufwind. Das Besuchsinteresse an Weimar, der Wartburg, dem Rennsteig und Erfurt steigt deutlich. Auch die Besuchsbereitschaft hat in allen Altersklassen und Einkommensschichten zugenommen. Das zeigt, dass das Marketing der letzten Jahre für die Leitprodukte Thüringens Früchte trägt. Darüber hinaus profitiert das Reiseziel Thüringen von dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten verstärkten Interesse an Inlandsreisezielen. Nach aktuellem Stand scheint die jedoch ein temporärer Effekt zu sein, auf den es in der Kommunikationsarbeit dennoch aufzusetzen gilt.

 

Weiterführende Artikel:

Kernergebnisse Destination Brand 2020

Ergebnisse dwif-Tagesreisenmonitor 2020

Den gesamten Marktforschungsnewsletter zum Download finden Sie wie folgt:

Marktforschungsnewsletter 3/ 2021 Thüringenspezifische Studien zum Reiseverhalten (450.6 KiB)



Autorin: Marktforschung
Thüringer Tourismus GmbH
E-Mail: marktforschung@thueringen-entdecken.de
Telefon: +49 361 3742239


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