Das touristische Angebot eines Ortes, einer Region setzt sich aus vielen einzelnen Leistungen zusammen. Erst durch ein optimales Zusammenspiel entsteht das Angebot bzw. das Urlaubserlebnis. Gäste nutzen während ihres Aufenthalts Übernachtungsmöglichkeiten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Veranstaltungen oder Restaurants. Diese sogenannte touristische Servicekette ist für alle Reisenden gleich. Dennoch gibt es Gäste mit besonderen Komfortbedürfnissen, wie z.B. Gäste mit Behinderung. Fehlt ihnen ein Kettenglied oder entspricht es nicht den Erwartungen, hat das Auswirkungen auf das gesamte Angebot. Die Gäste sind unzufrieden, oder sie können es im schlimmsten Fall gar nicht wahrnehmen.
Von der Unterstützung für die Reiseplanung über den Aufenthalt bis zur Nachbetreuung sollte sich jeder Anbieter darum kümmern, die Wünsche und Erwartungen seiner Gäste optimal zu erfüllen. Dennoch kann nicht jeder einzelne Anbieter alle Anforderungen der Gäste an ein Urlaubsziel erfüllen. Hier kommen Orte und Regionen ins Spiel. Sie müssen ein Gesamtangebot entwickeln, dass ein komfortables, möglichst barrierefreies Urlaubserlebnis möglich macht.
Erfolgsfaktoren barrierefrei erlebbarer Urlaubserlebnisse
- Engagement der Entscheidungsträger
Bewusstsein und Motivation bei politischen und/oder administrativen Entscheidungsträgern für das Thema barrierefreier Tourismus für Alle ist vorhanden. Sie bringen sich aktiv in den Entscheidungsprozess ein. Barrierefreiheit / Design für Alle wird bei öffentlichen Förderungen und Ausschreibungen als Kriterium festgelegt.
- Koordination und Kontinuität
Engagierte Einzelpersonen („Kümmerer“) kümmern sich um die Entwicklung des Themas in der Destination. Ein hauptverantwortlicher Koordinator ist festgelegt. Die Finanzierung und nachhaltige Umsetzung der strategischen Planung ist gesichert.
- Netzwerkarbeit und Partizipation
Ein regionales Netzwerk von touristischen Leistungs- und Entscheidungsträgern sowie Experten zum Thema Barrierefreiheit / Design für Alle ist gegründet. Zuständigkeiten und Aufgaben wurde zugewiesen. Anspruchsgruppen sind identifiziert und werden von Beginn an einbezogen.
- Strategische Planung
Barrierefreiheit wird in Tourismus- und Marketingleitbildern sowie Fachplänen ist berücksichtigt. Nach Analyse der Stärken, Schwächen, der Marktbedingungen, Themen und Gästegruppen wird ein Entwicklungsplan des barrierefreien Tourismus für Alle sowie ein Leitbild erstellt. Daraus leitet sich ein Maßnahmenprogramm / Fahrplan ab. Eine permanente Qualitäts- und Erfolgskontrolle ist durch Fortschreibung eingeleitet (z. B. jährliche Bestandsaufnahme, Fortschreibung ca. alle 5 Jahre).
- Qualifizierung und Wissenstransfer
Sensibilisierungs- und Qualifizierungsmaßnahmen werden durchgeführt. Maßnahmen zum Wissensmanagement (Fachinformationen, Qualifizierungen, Angebots- und Produktentwicklung, Förderprogramme etc.) sind definiert. Der Erfahrungsaustausch mit anderen touristischen Regionen und Ländern zum Thema barrierefreier Tourismus für Alle ist eingeleitet.
- Infrastruktur- und Angebotsentwicklung
Personelle/ finanzielle Ressourcen für den barrierefreien Ausbau der Infrastruktur und Dienstleistungen werden eingeplant und stehen zur Verfügung. Zentrale touristische Angebote (Hauptanziehungspunkte) und Dienstleistungen entlang der gesamten touristischen Servicekette werden barrierefrei zugänglich (um‑)gestaltet. Barrierefreie Produkte und Dienstleistungen werden entsprechend der Vielfalt der Gäste themenorientiert angeboten.
- Kommunikation und Vertrieb
Zentrale touristische Angebote (Hauptanziehungspunkte) und Dienstleistungen werden entlang der gesamten touristischen Servicekette themenorientiert vermarktet. Dazu werden pragmatische (Zwischen-)Lösungen in der Informationsvermittlung (z. B. Special-Interest-Broschüren, Internetauftritt, Datenbank) entwickelt. Barrierefreiheit / Design für Alle spielt im gesamten Marketing eine Rolle.
Quelle: Neumann, P., Pagenkopf, K., Schiefer, J. & Lorenz, A. (2008): Barrierefreier Tourismus für Alle in Deutschland – Erfolgsfaktoren und Maßnahmen zur Qualitätssteigerung: Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Münster/Berlin. S. 79 ff
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